Pflanzliche Wirkstoffe, die vor Stress und belastenden Einflüssen schützen oder die negativen Auswirkungen mildern, werden auch als Adaptogene bezeichnet. Der Begriff wurde ursprünglich von den russischen Forschern Nicolai V. Lazarev, Israel I. Brekhman und I. V. Dardymov in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt [1,2,3]. Obwohl inzwischen weitverbreitet, hat die Bezeichnung „Adaptogen“ bis heute keine strenge, allgemein akzeptierte Definition erfahren.
Zahlreiche Definitionen von „Adaptogen“
Diese Übersicht fasst einige der am weitesten verbreiteten Festlegungen des Begriffs „Adaptogen“ zusammen. Die entsprechenden Quellenangaben haben wir für Sie am Ende des Artikels zusammengestellt. Nicht alle angeführten Publikationen wurden in anerkannten Journals oder bei großen wissenschaftlichen Verlagen veröffentlicht. Die Diskussion über verschiedene Adaptogene und ihre Anwendung ist stark von Heilpraktikern und Herbalisten getragen. Sehr wohl taucht der Begriff „adaptogenic“ jedoch bereits zur Charakterisierung von pflanzlichen Wirkstoffen in der akademischen medizinischen Literatur auf.
Die ursprüngliche Fassung des Begriffs „Adaptogen“ von Lazarev, Brekhman und Dardymov [1,2,3] lautet folgendermaßen:
- Ein Adaptogen muss auch bei längerer Einnahme und in hohen Dosen ungiftig sein
- Ein Adaptogen ist typischerweise unspezifisch in seinen pharmakologischen Eigenschaften und wirkt über eine Erhöhung der Widerstandskraft des Organismus gegen ein breites Spektrum negativer biologischer, chemischer und physikalischer Faktoren.
- Ein Adaptogen hat regulierende Eigenschaften und bringt verschiedene Parameter des belasteten Organismus wieder in einen gesunden Bereich.
Neuere Fassungen des Begriffs
Neuere Definitionen haben die ursprüngliche Festlegung erweitert, inhaltlich angepasst oder auch vereinfacht. Einige der aktuelleren Fassungen seien im Folgenden angeführt:
[4] Ein Adaptogen ist:
- Ein Wirkstoff, der die Fähigkeit des Körpers verbessert, sich durch Stärkung des Immun-, Nerven- und Drüsensystems an innere oder äußere Belastungen anzupassen. Verstärkt die Widerstandskraft des Organismus gegen Stress, Erkrankungen und Umwelteinflüsse. Unterstützt und normalisiert Stoffwechselprozesse und erhöht deren Effektivität.
- Ein Prophylaktikum, das in unspezifischer Art und Weise die Widerstandskraft des Organismus gegen verschiedene Umwelteinflüsse und Reize erhöht und/oder die Anfälligkeit für Krankheiten verringert.
- Ein Wirkstoff, der die nicht-spezifische Widerstandskraft des Organismus gegen äußere Stressfaktoren oder Noxen (schädliche Einflüsse) chemischer, biologischer oder physikalischer Natur verbessert.
[5] Als Adaptogen wird eine Substanz bezeichnet, die die Widerstandskraft des Körpers gegen Stressfaktoren verbessert. Diese Stressfaktoren können physikalische, umweltbedingte, emotionale oder biologische Ursachen haben. Normale physiologische Verhältnisse werden auch unter Belastung gefördert.
[6] Ein Adaptogen ist eine Heilpflanze, die die Belastbarkeit und die Widerstandskraft gegen Stress verbessert. Ein körperlicher Zusammenbruch durch die Belastung wird verhindert bzw. die entsprechende Toleranz erhöht.
[7] Ein Adaptogen ist eine Substanz, die den Körper in der Aufrechterhaltung seiner Balance auf chemischer, zellulärer und systemischer Ebene unterstützt. Diese harmonisierende Funktion verringert die negativen Auswirkungen belastender Umwelteinflüsse und regt die körpereigenen Heilungskräfte und das Immunsystem an. Adaptogene Substanzen helfen dem Körper sich an belastende Situationen besser anzupassen und die schädlichen Folgen zu verringern.
[8] Adaptogene sind stärkende Heilpflanzen, die die Balance des Körpers wiederherstellen, unabhängig von der Art der vorangegangenen Störung. So werden Über- genauso wie Unterfunktionen positiv beeinflusst. Adaptogene vereinen stärkende und harmonisierende Eigenschaften.
[9] Als Adaptogene werden nicht-toxische Substanzen bezeichnet, die die Widerstandskraft des Organismus gegen ein breites Spektrum von schädigenden Einflüssen verbessern und seine Funktionen regulieren.
[10] Adaptogene stellen eine neue Klasse von metabolischen Regulatoren natürlichen Ursprungs dar, die die Fähigkeit des Körpers verbessern, sich an Umwelteinflüsse anzupassen und Schäden durch die Einflüsse verringern.
[11] Pflanzliche Adaptogene sind chemische Verbindungen, die Fähigkeit des Körpers erhöhen, mit belastenden Umweltfaktoren zurecht zu kommen und Schäden durch diese negativen Faktoren verhindern. Die vorteilhafte Wirkung von Adaptogenen wird von den Autoren vor allem mit einem Einfluss auf die hormonelle Achse vom Hypothalamus über die Hypophyse bis zur Nebennierenrinde (Hypothalamic-pituitary-adrenocortical axis, HPA) in Verbindung gebracht. Diese Achse spielt in Stressphänomenen eine zentrale Rolle und ist mitverantwortlich für die Reaktion des Körpers auf wiederholte Stressbelastung und die Anpassung an diese Belastung.
[12] Als Adaptogene werden pflanzliche Substanzen bezeichnet, die die Widerstandskraft gegen Stress und ungewöhnliche Belastungen fördern und gefahrlos über längere Zeit konsumiert werden können.
Heute zahlreiche pflanzliche Wirkstoffe als Adaptogene eingestuft
Die Fassung des Begriffs „Adaptogen“ ist heute also recht breit. Das Konzept beschränkt sich nicht auf reine Heilpflanzen. Die unspezifische Wirkung steht im Vordergrund. Adaptogene dienen der allgemeinen Unterstützung des Körpers gegen belastende Einflüsse. Sie fördern die Widerstandskraft in Stresssituationen und im Alter. Adaptogene üben insgesamt einen positiven Einfluss auf vegetative und endokrine Körperfunktionen aus und sind sicher in der Anwendung.
Zu den bekanntesten Adaptogenen zählen Rhodiola rosea (Rosenwurz), Withania somnifera, Panax ginseng (Koreanischer oder Chinesischer Ginseng), weiters Eleutherococcus senticosus (Taigawurzel oder Sibirischer Ginseng), Azadirachta indica (auch Melia azadirachta L., Antelaea azadirachta (L.) Adelb., Niembaum, Neem), Boerhavia diffusa und Glycyrrhiza glabra (Lakritze, Süßholz).
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Wissenschaftliche Literatur
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7th All-Union Congr. Physiol., Biochem., Pharmacol.
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State of nonspecific resistance
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